Karl Berbuer ist eine Legende des Kölner Karnevals. Er wurde am 26. Juli 1900 als Sohn des Bäckermeisters Karl Berbuer senior und seiner Ehefrau Anna in der Agrippastraße im Kölner Griechenmarktviertel geboren. Er wuchs als vorletzter von vier Brüdern im Eckhaus Metzer Straße/Vondelstraße nahe dem Severinsviertel auf, wo der Vater eine Bäckerei betrieb. Wie alle seine Brüder musste er nach dem Willen des Vaters das Bäckerhandwerk erlernen. Da der Vater früh verstarb führten seine Söhne die Bäckerei für die Mutter fort.
Gegen Ende des 1. Weltkriegs wurde Karl Berbuer eingezogen und – wie konnte es anders sein – in der Heeresbäckerei eingesetzt.
Karl Berbuer als Hänneschen (vorne Mitte) beim Festspiel „Colonias Erwachen“ der Roten Funken zur Wiederkehr des Kölner Karnevals 1925
1919 kriegsentlassen fand Karl Berbuer zur Kölner Schneider-Clauss-Bühne. Professor Dr. Wilhelm Clauss-Schneider, Gymnasiallehrer von Beruf und Altmeister der Kölner Mundartdichtung. Dort spielte er in dessen kölschen Stücken „Heimgefunge“ und „De Eierkönigung“. Später trat er auch in den kölnischen Bühnenszenen „Meister Klein“ und „Kumdemächer“ von Hans Jonen auf. So erlebte Karl Berbuer als junger Akteur die literarisch-mimische Bühnenfassung der kölner Volksseele. Davon angeregt und beeinfluss betrat Karl Berbuer 1924 erstmals die Bühne des Karnevals. Bei einer als zivile Vereinsstunde getarnten (der Karneval war verboten!) Sitzung der Roten Funken am 11.11.1924 debütierte er mit dem Lied „Se kriggen uns nit kapott„, quasi einem kölschen Trutzlied gegen die militärischen Besatzer.
Bereits in diesem Lied kam zum Ausdruck, was dann das Markenzeichen von Karl Berbuer wurde: Die Beschreibung des nüchternen Alltags und der unmittelbaren Sorgen der Kölner Bevölkerung. Man denke nur an das „Campinglied„, wo „em Zelt de Möcke und de Hummele dich verjöcke, un du kannst dann nit eraus em Rän“
Mit seinen zunehmenden Erfolgen im Karneval zog sich Berbuer zunehmend aus der Bäckereitätigkeit zurück, jedoch blieb ihm als Mitglied der Roten Funken der Neckname „Hefeteilchen“ aus seiner Zeit als Bäcker erhalten. Auf dem Foto zu sehen: Karl Berbuer mit seinem Enkel Karl-Heinz 1971 an der Kuchenschüssel.
Persiflierend war auch sein berühmtes und weiterhin gesunges „Heidewitzka, Herr Kapitän„, das er 1936 im Jahr der Olympischen Spiele in Berlin verfasste. Es konnte als eine Verballhornung von „Heil Hitler!“ verstanden werden. Wenn man „Hei…“ nur genügend lang zog, wurde „Hitler“ quasi automatisch zum „Witzka“ – mutig in der damaligen Zeit, wenn auch mehr Augenzwinkern als Kritik darin zum Ausdruck kam. Seine Karriere tat dieses Lied jedenfalls keinen Abbruch – im Gegenteil: Es wurde ein riesiger Erfolg.
Sein erster Lied noch dem zweiten Weltkrieg, 1947, „Wir sind die Eingeborenen von Trizonesien“ war quasi eine aktualisierte Neuauflage des Liedes von 1924: wieder kölsche Persiflierung der politischen Zustände, nämlich der Teilung Westdeutschlands in drei Besatzungszonen = Trizonesien!
Auch sein Lied „Oh Mosella“ gleich nach dem 2. Weltkrieg war Kritik in netter Verpackung an der Politik, näm lich an der französischen Besatzung, die von dem vielen Moselwein nichts über die Zonengrenze ließ. Berbuer fragt vielsagend die Mosel: „Trinkst du den Wein allein?“ und er belehrt anklagend (die Besatzer): „In dem Garten Eden wächst doch der Wein für jeden!“.
1949 war Karl Berbuer einer der Mitbegründer und der Namensgeber der Kölner Vereinigung von Karnevalskünstlern „Muuzemändelcher„.
Nach mehr als 120 Liedern starb Karl Berbuer am 17. November 1977 im Alter von 77 Jahren überraschend an den Folgen eines Schlaganfalls. Seine Liedwerke aber überdauerten ihn und werden auch heute noch in jeder Karnevalssaison gesungen. Und auch posthum wurden ihm Ehren zuteil: Am 11. Februar 1982 beschloss die Bezirksvertretung Innenstadt auf Anregung der „Muuzemändecler“ im Severinsvierteil einen Platz nach Karl Berbuer zu benennen. Dort erinnert heute ein Brunnen in Form eines Narrenschiffes an den großen Kölner Künstler.