uys war einer der bekannten, aber auch umstrittensten Redner im Kölner Karneval. „Der liebe Jung aus Köln am Rhein“ war einerseits Sympathieträger. Auf Herrensitzungen, aber auch etwa in der „Lachenden Sporthalle“ war er wegen seiner zotigen und frivolen Witze ein „echter Kracher“. Andererseits polarisierte er wegen seines skandalumwitterten Lebenswandels und seiner mehr als anzüglichen Texte.
1945 gelangte Muys nach Köln, wo er sich dem Ensemble um Willy Millowitsch anschloss. Einige Jahre später erkannte Günter Eilemann das komödiantische Talent Muys´ und holte ihn 1951 in das nach ihm benannte „Eilemann-Trio“. Als „Komiker mit dem Bass“ hatte er am Erfolg der Gruppe einen maßgeblichen Anteil.
Auch privat ließ Muys „nichts anbrennen“. Mit seinen Kontakten zum Rotlichtmilieu und zur Kölner Unterwelt sorgte er für Aufsehen. Er war in Schlägereien verwickelt und liebte das Glücksspiel, so dass er immer wieder in finanzielle Schwierigkeiten geriet. Günter Eilemann musste Muys des Öfteren auslösen, weil dieser mehr verspielt hatte als er zahlen konnte. Auch durch seinen immensen Alkoholkonsum hob er sich stark von den Vertretern des bürgerlichen Karnevals ab. Mehrfach saß Muys im Kölner Gefängnis „Klingelpütz“ ein, das er selbstironisch als „Hotel zu den sieben Stäben“ bezeichnete. Als der „Klingelpütz“ im Jahre 1969 abgerissen wurde, nahm er sich selbstironisch unter Anspielung auf seinen Nachnamen aufs Korn: „Do wooren zovell Müüs drenn“.
Horst Muys im Eilemann-Trio mit Günther Eilemann und Willy Schweden.
Als seine Eskapaden die künstlerische Arbeit des Eilemann-Trios erheblich zu belasten begannen, stieg Muys im Jahr 1962 aus der Gruppe aus (seinen Platz nahm Charly Niedieck ein) und trat fortan als Einzelredner und Sänger auf. Bei seinen Reden suchte er den direkten Austausch mit dem Publikum. Er erzählte einen Witz, kommentierte diesen, fragte das Publikum, nahm sich selbst auf die Schippe und traf mit dieser Mischung die Lachmuskeln seines Publikums. Mit der in Reimform gehaltenen Büttenrede traditionellen Zuschnitts brach er vollständig. Dieser Stil machte es ihm möglich, Herrenwitze und Kalauer in zwangloser Form aneinanderzureihen, wobei er diese mit selbst erlebten Episoden aus dem Rotlichtmilieu, Gefängnis oder im Umgang mit Gerichtsvollziehern anreicherte. Diese mit Schelmenhaftigkeit und Selbstironie verknüpfte Authentizität bildete die Grundlage seiner Popularität.
Auf dem Höhepunkt seiner Karriere zeichnete Muys für einen der größten Skandale in der Geschichte des Kölner Karnevals verantwortlich.
Auf einer Herrensitzung im Jahre 1968 hatte er eine seiner berüchtigten frivolen Reden zum Besten gebracht. Die in gewohnter Manier vorgetragene Mischung aus derben Witzen über Prostitution und Homosexualität stieß auf ein stark geteiltes Echo. Während sich eine Mehrheit des Publikums begeistert zeigte, verließ der Kölner Oberbürgermeister Theo Burauen aus Protest über die zum Vortrag gebrachten Witze demonstrativ den Saal. Das Festkomitee verhängte daraufhin ein unbefristetes Auftrittsverbot für Muys, löste damit jedoch einen unerwarteten Sturm der Entrüstung unter dessen Anhängern aus. 1969 gaben die Verantwortlichen dem öffentlichen Druck nach und ebneten Muys den Weg zu einem umjubelten Comeback.
Mit dem Lied „Ene Besuch em Zoo“ gelang Muys ein echter Evergreen.
Bereits im gleichen Jahr 1969 stürmte Muys im Duett mit Lotti Krekel mit dem von Hans Knipp (u.a. auch: „Mir schenke dä Ahl e paar Blömcher“) komponierten Lied Ne Besuch em Zoo die Hitparaden – ein Klassiker, der auch heute noch in Köln gespielt wird, auch wenn der Text bei eingängiger Melodie eher schlicht gehalten ist.
Während seiner Karriere erfreuten sich auch die gemeinsamen Auftritte mit dem als „Glöckner vom Rathausturm“ bekannt gewordenen Kabarettisten Harry Fey großer Beliebtheit. Als Duo unter dem Namen „Die Wildsäue“ – der Name war Programm – sorgten sie mit nicht jugendfreien Witzen für Furore. Die als „nicht jugendfrei“ (Mindestalter: 21 Jahre) deklarierten Mitschnitte ihrer Vorstellungen durften unter Titeln wie „Die Wildsäue. Schweinische Witze“ oder „Die Wildsauereien“ nur unter der Ladentheke verkauft werden.
1970 starb der Lebemann Muys viel zu früh mit 45 Jahren – die Warnungen seines Arztes hatte er in den Wind geschlagen. An der Beisetzung auf dem Kölner Friedhof Melaten nahmen schätzungsweise 7.000 Trauernde teil. Unter ihnen befand neben dem Boxer Peter Müller („De Aap“) und den Honorationen des Kölner Karnevals auch zahlreiche Prostituierte sowie Angehörige der Kölner Unterwelt – ein Spiegel des Lebens von Horst Muys. Thomas Liessem, der zwei Jahre zuvor maßgeblich an der Verhängung des Auftrittsverbots beteiligt war, hielt die Trauerrede. Im Anschluss kam es dann noch zu Handgreiflichkeiten, nachdem das Friedhofspersonal damit begonnen hatte das Grab zuzuschaufeln, noch bevor alle Trauergäste dem Verstorbenen die letzte Ehre hatten erweisen können. Heute erinnert auf Melaten ein schlichter Stein mit der Aufschrift „Der liebe Jung aus Köln am Rhein“ an Horst Muys.