Karl Küpper

Karl Küpper war ein sehr prominenter Büttenredner, der sich auch im Dritten Reich traute, das Regime mit Spott zu überziehen.

Karl Küpper 1936


1936 nahm Küpper als Berichterstatter aus Abessinien am Kölner Rosenmontagszug teil

Seine Karriere als Büttenredner startete der gelernte Schriftsetzer im Jahre 1927 als „d´r Verdötschte“ (hochdeutsch: „der Verbeulte“). Schnell profilierte er sich als Redner im Sitzungskarneval. Während der offizielle Karneval und die meisten seiner Kollegen sich mit dem Nationalsozialismus arrangierten, stellte Küpper seine distanzierte Haltung zum NS-Regime auf der Karnevalsbühne teilweise subtil, teilweise auch offen zur Schau. Den Hitlergruß nutzte er für eine oft zitierte Nummer: Er betrat die Bühne, setzte sich auf die Bütt, hob den rechten Arm und als das Publikum zum Hitlergruss ansetzte, sagte er nur: „Su huh litt bei uns dr Dreck em Keller!“ („So hoch liegt bei uns der Dreck im Keller!“). Oder er fragte: „Es et am rähne?“ und testete mit der Hand, ob Regentropfen sie treffen.

In seinen Reden verulkte er das NS-Regime als „Berichterstatter aus Abessinien“. Auch dieses Zitat stammt aus dieser Zeit:

„Es stand ein Baum am Waldesrand und war organisiert. Er war im NS-Baumverband, damit ihm nichts passiert.“

Als Küpper deshalb in Schwierigkeiten geriet, trug er eine neue Fassung vor:

„Es stand kein Baum am Wegesrand, er war nicht organisiert. Er war nicht im NS-Baumverband, damit mir nichts passiert.“

Karl Küpper Hitlergruß


Der unkostümierte Karl Küpper
mit seiner berühmtesten Geste
(„Et rähnt“)

Aufgrund seiner immensen Popularität trauten sich die Verantwortlichen des Nazi-Regimes zunächst nicht, gegen ihn vorzugehen und er wurde trotz seiner respektlosen Haltung weiter zu großen Sitzungen eingeladen. Im Jahre 1939 wurde er jedoch ihn jedoch ein lebenslängliches Redeverbot nach dem Heimtückegesetz wegen Verächtlichmachung des Deutschen Grußes sowie von NS-Würdenträgern und -Organisationen. Er missachtete es, obwohl er sich zeitweise täglich bei der Gestapo zu melden hatte. Er trat weiter auf privaten Karnevalsveranstaltungen auf. Die öffentlichen Karnevalssitzungen und –bälle wurden bei Kriegsbeginn abgesagt.

Plakat aus der Fronttheater-Zeit von Karl Küpper


Plakat aus der Fronttheater-Zeit
von Karl Küpper für den 04.11.1943

Nach einer privaten Karnevalsveranstaltung 1941 im Bergischen Löwen in Bergisch Gladbach bekam er abends zu Hause Besuch von einem ihm wohl gesonnenen, befreundeten Gestapo-Mann, der ihm mitteilte, dass er am nächsten Tag wegen seiner Äußerungen verhaftet werden solle. Küpper sah seinen einzigen Ausweg darin, sich freiwillig zur Wehrmacht zu melden, denn die hatte eine eigene Justiz. Das tat Küpper unmittelbar am nächsten Morgen. Er wurde fortan im Fronttheater eingesetzt, nachdem man sein Redeverbot aufgehoben hatte. Auch dort eckte er mit seiner respektlosen Art immer wieder an. Er war auch dort jemand, der sich von niemandem etwas sagen ließ. Doch die Kriegzeit überstand er auf diese Weise letztlich unbeschadet.

Zurück aus amerikanischer Kriegsgefangenschaft trat Küpper bald wieder in Köln als Büttenredner auf. So konnte er in seiner Rede „Der verdötschte Zaldat“ als einer der ersten auch das Ende des NS-Regimes feiern. Und das tat er auf seine eigene respektlose Weise:

„Volksjenosse, Volksjenossinen, / Tach zusamme / Et is nit mie am räne / mer hamjetzt e sue Wetter / mer han keine „Westdeutsche Beobachter“ mie / mir werden nit mie beobachtet / mehr ham jetzt de „Kölsche Kurier“ / mer sin jetzt endlich kuriert.“

Karl Küpper Gastwirt Kalk

Karl Küpper in seiner Gaststätte in Kalk

Auch die Zuständen unter der Besatzung nahm er in der Nachkriegszeit aufs Korn wie auch den Nationalsozialismus und die aktuelle Politik. Das Provozieren konnte er nicht lassen. So kam es auf der traditionellen Herrensitzung des Kölner Karnevalvereins „Lyskircher Junge“ am 1. Januar 1952 zum Eklat. Küpper hob die Hand zum Hitlergruß und verkündete: „Et ess ad widder am rähne!“ (Es regnet schon wieder), was eine kaum verhohlene Kritik am Einfluss alter Nazikader auf die Politik der Nachkriegszeit war. Danach spottete Küpper über die hohen Wiedergutmachungsanträge „ehemaliger Großagrarier und Rittergutsbesitzer“ aus den Ostgebieten, kritisierte die mangelnde Kohleversorgung in der Bundesrepublik und verunglimpfte Bundeskanzler Konrad Adenauer. Der Kölner Bürgermeister Robert Görlinger und zahlreiche Stadtverordnete verließen bei Küppers Rede empört den Saal. Nach seinem Auftritt in Köln verhängte der Leiter des „Bürgerausschusses Kölner Karneval“ Thomas Liessem erneut ein faktisches Redeverbot gegen Küpper.

1960 eröffnete er mit seiner Frau die Gaststätte „Küppers Karl“ in Kalk – durchaus mit Erfolg. Er trat nun nicht mehr auf. Karl Küpper starb am 26. Mai 1970. Er ist heute für viele Karnevalisten ein Vorbild.

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